Aussagen und Verhalten Millers (V.1 - Auszüge)

Untersuchungsaufgaben

Hier ist sie auch nicht. Hier wieder nicht – Durch alle Gassen bin ich gezogen, bei allen Bekannten bin ich gewesen, auf allen Toren hab' ich gefragt – mein Kind hat man nirgends gesehen. (Nach einigem Stillschweigen.) Geduld, armer, unglücklicher Vater! Warte ab, bis es Morgen wird. Vielleicht kommt deine Einzige dann ans Ufer geschwommen – – Gott! Gott! Wenn ich mein Herz zu abgöttisch an diese Tochter hing? – Die Strafe ist hart. Himmlischer Vater, hart! Ich will nicht murren, himmlischer Vater, aber die Strafe ist hart! (Er wirft sich gramvoll in einen Stuhl.) […]

(springt auf). Bist du da, mein Kind? Bist du? Aber warum denn so einsam und ohne Licht? […]

Gott bewahre dich! Nur der Gewissenswurm schwärmt mit der Eule. Sünden und böse Geister scheuen das Licht. […]

Beschreiben Sie, wie Miller sich in dieser Situation darstellt.

Charakterisieren Sie Millers Beziehung zu Luise.

Erläutern Sie Millers religiöse Einstellung.

Arbeiten Sie heraus, wie Miller auf Luises Erscheinen reagiert; markieren Sie, wie Miller Luise anredet.

 

 

 

Selbstmord ist die abscheulichste, mein Kind – die einzige, die man nicht mehr bereuen kann, weil Tod und Missetat zusammenfallen. […]

Das heißt, du willst den Diebstahl bereuen, sobald du das Gestohlene in Sicherheit weißt – Tochter! Tochter! gib Acht, dass du Gottes nicht spottest, wenn du seiner am meisten vonnöten hast. O! es ist weit, weit mit dir gekommen! – Du hast dein Gebet aufgegeben, und der Barmherzige zog seine Hand von dir. […]

Wenn du Gott liebst, wirst du nie bis zum Frevel lieben – […]

Arbeiten Sie heraus, wie Miller Luise von ihrer Suizidabsicht abzubringen versucht.

[…]– Du hast mich tief gebeugt, meine Einzige! tief, tief, vielleicht zur Grube gebeugt. Doch! ich will dir dein Herz nicht noch schwerer machen – Tochter! ich sprach vorhin etwas. Ich glaubte allein zu sein. Du hast mich behorcht, und warum sollt' ich's noch länger geheim halten? Du warst mein Abgott. Höre, Luise, wenn du noch Platz für das Gefühl eines Vaters hast – Du warst mein Alles. Jetzt vertust du nichts mehr von deinem Eigentum. Auch ich hab' alles zu verlieren. Du siehst, mein Haar fängt an grau zu werden. Die Zeit meldet sich allgemach bei mir, wo uns Vätern die Kapitale zustatten kommen, die wir im Herzen unsrer Kinder anlegten – Wirst du mich darum betrügen, Luise? Wirst du dich mit dem Hab' und Gut deines Vaters auf und davon machen? […]

Arbeiten Sie heraus, wie Miller Luise von ihrer Suizidabsicht abzubringen versucht.

Arbeiten Sie Millers Verhältnis zu Luise heraus. Achten Sie auch auf die Wortwahl, mit der er Luises Verhalten beschreibt.

Gib Acht, ob du dich da nicht verrechnest, mein Kind? (Sehr ernst und feierlich.) Werden wir uns dort wohl noch finden? – – Sieh! wie du blass wirst! – Meine Luise begreift es von selbst, dass ich sie in jener Welt nicht wohl mehr einholen kann, weil ich nicht so früh dahin eile, wie sie. – (Luise stürzt ihm in den Arm, von Schauern ergriffen Er drückt sie mit Feuer an seine Brust und fährt fort mit beschwörender Stimme.) o Tochter! Tochter! Gefallene, vielleicht schon verlorene Tochter! Beherzige das ernsthafte Vaterwort! Ich kann nicht über dich wachen. […] – Luise – Luise – nur warnen kann ich dich noch – […] wie dann? (Nachdrücklicher, lauter.) Wie dann, Unglückselige? (Er hält sie fester, blickt sie eine Weile starr und durchdringend an, dann verlässt er sie schnell.) Jetzt weiß ich nichts mehr – (mit aufgehobener Rechte) stehe dir, Gott Richter! für diese Seele nicht mehr. Tu, was du willst. Bring deinem schlanken Jüngling ein Opfer, dass deine Teufel jauchzen und deine guten Engel zurücktreten – Zieh hin! Lade alle deine Sünden auf, lade auch diese, die letzte, die entsetzlichste auf, und wenn die Last noch zu leicht ist, so mache mein Fluch das Gewicht vollkommen – Hier ist ein Messer durchstich dein Herz, und (indem er lautweinend fortstürzen will) das Vaterherz! […]

Wenn die Küsse deines Majors heißer brennen als die Tränen deines Vaters stirb!

Arbeiten Sie heraus, wie Miller Luise von ihrer Suizidabsicht abzubringen versucht. Achten Sie auf die Regieanweisungen.

Beschreiben Sie, wie Miller sich in dieser Situation darstellt.

 

 

 

(stürzt ihr freudetrunken an den Hals). Das ist meine Tochter! – Blick' auf! Um einen Liebhaber bist du leichter, dafür hast du einen glücklichen Vater gemacht. (Unter Lachen und Weinen sie umarmend.) Kind! Kind, dass ich den Tag meines Lebens nicht wert war! Gott weiß, wie ich schlechter Mann zu diesem Engel gekommen bin! Mein Luise, mein Himmelreich! – O Gott! ich verstehe ja wenig vom Lieben, aber dass es eine Qual sein muss, aufzuhören – so was begreif' ich noch.

Beschreiben Sie, wie Miller sich in dieser Situation darstellt.

Achten Sie auf seine Wortwahl und wie er Luise anredet.

Zuletzt geändert: Sonntag, 8. Mai 2022, 17:00
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