Grundlegendes zu Game Design
Bevor wir unser eigenes Computerspiel entwerfen können, müssen wir zunächst klären, was "Computerspiele" und was "Spieldesign" sind, und worauf diese Begriffe aufbauen.
Was ist eigentlich ein Game?
Der Ursprung der Computerspiele geht zurück auf das Spiel im Allgemeinen. Die Spielwissenschaft, auch bekannt als Ludologie (lateinisch "ludus", das Spiel und das griechische "logos" für die Lehre) betrachtet und erklärt das Phänomen des Spielens.
Game Studies werden oft mit dem Studium von Computerspielen verwechselt, aber das ist nur ein Aspekt. Die Ludologie oder Spielforschung ist viel älter. Eines der Hauptwerke, welches oft im Zusammenhang mit der Spielforschung erwähnt wird, ist das Buch "Homo ludens" von Johan Huizinga, das 1939 veröffentlicht wurde und bis heute genutzt wird und damit Einfluss auf unser heutiges Bildungssystem hat.
Bevor die Computerspiele aufkamen, war die Spielforschung hauptsächlich in der Völkerkunde verwurzelt. Mit der Entwicklung und Verbreitung von Computerspielen hat sich die Spielwissenschaft jedoch angepasst und umfasst jetzt auch Ansätze aus der Soziologie, Psychologie und anderen Bereichen.
COMPUTERSPIEL DEFINITION:
Es kursieren einige Definitionen für Computerspiele. In diesem Kurs möchten wir gerne mit der Definition von Salem und Zimmermann aus dem Buch „Rules of Play“, arbeiten. Darin wird Folgendes definiert:
„A game is a system in which players engage in an artificial conflict, defined by rules, that results in a quantifiable outcome“ (Übersetzung: "Ein Spiel ist ein System, in dem die Spieler einen künstlichen, durch Regeln definierten Konflikt austragen, der zu einem quantifizierbaren Ergebnis führt.")
Quelle: Katie Salen, Eric Zimmerman: Rules of Play: Game Design Fundamentals. MIT Press, Cambridge 2003, ISBN 0-262-24045-9 .
Ich persönlich bevorzuge folgende Definition, weil sie unsere Aufgabe als Game Designer*innen besser beschreibt:
Die Gestaltung interaktiver, audiovisueller Erlebnisse.
Games beschreiben eine ganzheitliche Erfahrung. Egal ob wir Games designen oder programmieren möchten, müssen wir uns die drei Disziplinen genauer anschauen. Aus diesem Grund haben wir diesen Kurs in drei Themengebiete aufgeteilt:
Game Design, Game Art und Game Play Programmierung, siehe Abbildung 1.
Abbildung 1: Game Design, Game Art und Game Play Programmierung
GAME DESIGN: Die Rolle von Game Designer*innen umfasst Konzipieren und Entwickeln der Spielmechaniken und -regeln, Definieren des Gameplays und der Interaktionen mit dem Spieler, Erstellen von Level-Designs und Szenarien, Überwachen und Anpassen der Spielbalance, Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsteam, um das gewünschte Spielerlebnis zu erreichen. Game Designer*innen sollten ein tiefes Verständnis für Spielmechaniken, Level-Design, sowie für die Bedürfnisse und Erwartungen der Spielenden haben. Sie müssen auch gut kommunizieren und kreativ denken können, um ihre Ideen und Konzepte erfolgreich in die Tat umzusetzen. Um diesen Kurs so einfach wie möglich zu gestalten, haben wir visuelle Entwurfsmuster erstellt, die die Grundfunktionen eines bestimmten Spiels erklären. Diese Entwurfsmuster basieren auf der oben erwähnten Spielforschung und wurden von mir in stark vereinfachter Form visuell dargestellt. Wir hoffen, dass Sie durch die visuelle Darstellung die grundlegenden Funktionen bestimmter Spielgenres sofort verstehen und so in der Lage sind, diese leicht in Ihr eigenes Game Design und später in eine Spiele-Engine Eurer Wahl zu übertragen.
GAME ART: Game Art beschäftigt sich mit der visuellen Gestaltung von Spielen. Die beinhaltet die Konzeption und Erstellung von Charakter- und Umgebungsdesigns, Animation von Charakteren und Objekten, Erstellung von Konzeptzeichnungen und Prototypen, Zusammenarbeit mit dem Design und Entwicklungsteam, um das gewünschte visuelle Aussehen des Spiels zu erreichen. Für 3D-Spiele beinhaltet es auch Modellierung und Texturierung von 3D-Modellen, aber in diesem Kurs beschäftigen wir uns ausschließlich mit 2D-Games. Eine Game Artist*in sollte ein gutes Verständnis für Kunst, Design und Animation haben sowie eine Vielzahl an technischen Fähigkeiten besitzen, um seine Ideen in einem Spiel umzusetzen.
GAME PLAY PROGRAMMING: Gameplay-Programmierer*innen sind Softwareentwickler*innen, die sich auf die Implementierung des Spielerlebnisses in Computerspielen spezialisiert haben. Dies beinhaltet die Programmierung der Spielmechaniken, die Interaktionen mit den Spielenden, die Interaktionssysteme für Charaktere und Feinde, sowie andere Aspekte, die das Spielerlebnis beeinflussen. Gameplay-Programmierer*innen müssen ein tiefes Verständnis für Spielentwicklung, Programmierung und Mathematik haben. Sie arbeiten eng mit anderen Mitgliedern des Entwicklungsteams, wie Game Designer*innen und Grafikdesigner*innen, zusammen, um ein reibungsloses und unterhaltsames Spielerlebnis zu gewährleisten.