Wichtige Vorbedingungen der Wiedervereinigung

Die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 war ein historisches Ereignis, das durch mehrere wichtige internationale Vorbedingungen und Ereignisse möglich wurde. Einige davon werden hier aufgezählt. 


Kalter Krieg (1947–1991)

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945) in zwei Staaten geteilt wurde: die Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland) und die Deutsche Demokratische Republik (Ostdeutschland). Diese Teilung war ein Symbol des Kalten Krieges, eines Konfliktes zwischen den USA und ihren Verbündeten (Westen) und der Sowjetunion und ihren Verbündeten (Osten). Nachdem die vier Siegermächte (USA, Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich) das nationalsozialistische Deutschland besiegt hatten, stellte sich bald heraus, dass es zwischen den Westmächten (USA, Großbritannien, Frankreich) und der Sowjetunion große Meinungsverschiedenheiten gab. 

Der beginnende Kalte Krieg zeigte sich deutlich in der sogenannten „Berlin-Blockade“ von Juni 1948 bis Mai 1949, in der die Sowjetunion die westlichen drei Teile Berlins (Berlin war, wie ganz Deutschland, in vier Besatzungszonen der jeweiligen Siegermächte geteilt) vom Nachschub abschnitt. Daraufhin reagierten die Westmächte mit einer „Luftbrücke“, bei der täglich Hunderte Transportmaschinen Nachschub nach Westberlin flogen.  So zeigten sie, dass sie nicht bereit waren, Berlin (und ganz Deutschland) dem Einfluss der Sowjetunion zu überlassen. In der Folgezeit vertiefte sich die Trennung durch die Gründung der beiden deutschen Staaten, der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik. Allerdings riss die Kommunikation zwischen Ost und West auch in den schwierigsten Zeiten im Kalten Krieg nie vollständig ab. So verständigten sich die Hauptgegner, die Sowjetunion und die USA zum Beispiel ab den 1970er-Jahren in mehreren Verträgen darauf, weniger stark aufzurüsten und später sogar, die Anzahl ihrer Atomwaffen zu verringern. 


Mauerbau und Ostpolitik (1961–1974)

Der Mauerbau von 1961 schottete die DDR vom Westen fast vollständig ab. Er sollte verhindern, dass immer mehr Menschen aus dem kommunistisch beherrschten Ostdeutschland in den Westen, der bessere Lebensbedingungen bot, flohen. Der Reiseverkehr zwischen West und Ost war nun sehr schwierig geworden. Verwandte und Freunde konnten sich über die Grenze der beiden deutschen Staaten kaum noch besuchen, und das Verhältnis der beiden deutschen Staaten war auf einem neuen Tiefpunkt angekommen. Eine Verbesserung der Lage kam aber in Gestalt der „Neuen Ostpolitik“ von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) ab 1969. Sie war ein wichtiger Schritt, weil Brandt sich für eine Annäherung an die DDR und die Sowjetunion einsetzte. Dies führte 1972 zum Grundlagenvertrag, der die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten verbesserte und der vor allem auch gewisse Erleichterungen bei Reisen zwischen Ost und West mit sich brachte, die zum Teil auch mit anderen Verträgen beschlossen worden waren. Die „Neue Ostpolitik“ konnte zwar den Kalten Krieg nicht beenden, der die Trennung Deutschlands aufrechterhielt. Sie sorgte aber dafür, dass die beiden deutschen Staaten ein geordnetes Verhältnis entwickelten und auf verschiedenen Gebieten zusammenarbeiteten. Daher wurde die Verbindung von Ost- nach Westdeutschland trotz Mauer und befestigter Grenze weiter mit Leben erfüllt. 


Reformen im Ostblock und Abrüstungsgespräche (1985–1991)

In der Sowjetunion setzte ab den 1980er Jahren zunehmend die Erkenntnis ein, wirtschaftlich nicht mit dem Westen mithalten zu können. Michail Gorbatschow wurde 1985 Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Er führte Reformen wie Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umbau) ein, die das politische Klima in der Sowjetunion etwas entspannter machten. Auch sollte so die wirtschaftliche Krise in der Sowjetunion und den Ostblockländern gemildert werden. Seine Reformen ermöglichten mehr Freiheit und lösten politische Veränderungen auch in den anderen Ostblockländern aus. Dort war es nun – in Ansätzen – möglich, auf Probleme und Missstände der kommunistischen Gesellschaften hinzuweisen. Ebenso bemühte sich Gorbatschow mit der amerikanischen Regierung unter Präsident Ronald Reagan (im Amt von 1981 bis 1989) erfolgreich um Schritte hin zur Abrüstung und diplomatischen Annäherung zwischen den USA und der UdSSR. Ein sehr wichtiger Meilenstein bei den Abrüstungsgesprächen war der Washingtoner Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme (INF-Vertrag) von 1987, bei dem sich USA und Sowjetunion gegenseitig zur Vernichtung einer großen Zahl von Trägersystemen für Atomwaffen verpflichteten. 


Der Fall der Berliner Mauer (1989)

Am 9. November 1989 fiel dann die Berliner Mauer, das wichtigste Symbol der deutschen Teilung. Diese überraschende Öffnung der Grenze zwischen Ost- und Westberlin war ein entscheidender Moment. Menschen aus beiden Teilen Deutschlands strömten zur Mauer, um ihre Freude zu feiern und sich wieder zu vereinen. Die Öffnung der Mauer war durch monatelange Proteste in der DDR (Montagsdemonstrationen) und stark steigende Flüchtlingszahlen erreicht worden, die die Regierung der DDR zum Handeln gezwungen hatten. 


Der Zwei-plus-Vier-Vertrag (1990)

Um die deutsche Wiedervereinigung offiziell zu machen, mussten die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs (USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich) zustimmen. Am 12. September 1990 unterzeichneten sie zusammen mit den beiden deutschen Staaten den Zwei-plus-Vier-Vertrag, der die äußeren Aspekte der Wiedervereinigung regelte – zum Beispiel, welche Grenzen das wiedervereinigte Deutschland haben sollte. 

Zuletzt geändert: Montag, 3. März 2025, 22:26
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