Umweltbewusstsein, Konsumverhalten und Nachhaltiger Konsum
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Kurs: | Nachhaltiger Konsum (10-12) |
Buch: | Umweltbewusstsein, Konsumverhalten und Nachhaltiger Konsum |
Gedruckt von: | Guest user |
Datum: | Sonntag, 22. Dezember 2024, 15:45 |
Beschreibung
Lese das Buch, um dir einen Überblick über die Thematik Nachhaltiger Konsum zu verschaffen.
1. Umweltbewusstsein?
Klimawandel und Dürresommer, Kohleausstieg, Fridays for Future: Umweltthemen waren in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit sehr präsent. Das Thema Umwelt- und Klimaschutz hat an Bedeutung gewonnen, zeigen die regelmäßig vom Bundesumweltministerium (BMU) durchgeführten
Studien zum Umweltbewusstsein:
https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/umweltbewusstsein_2018_bf.pdf
Die meisten Menschen betrachten Umwelt- und Klimaschutz mittlerweile als eine sehr wichtige Herausforderung – gleichrangig mit Themen wie Bildung und soziale Gerechtigkeit.
Das zeigt sich auch im Alltag. So ist beispielsweise die Nachfrage nach Bioprodukten und Ökostrom gestiegen, auch Carsharing wird zunehmend genutzt.
2. Großer Handlungsbedarf beim Konsum
Foto: Phil! Gold / flickr.com / CC BY-SA 2.0
Trotz des ausgeprägten Umweltbewusstseins gibt es großen Handlungsbedarf beim privaten Konsum.
Egal welche Produkte wir kaufen, unser Konsum hat Folgen für die Umwelt. Welche Folgen genau, unterscheidet sich sehr. Doch insgesamt wird unser Konsumverhalten eine Belastungsprobe für die Umwelt. Sowohl Deutschland als auch viele andere Regionen auf der ganzen Welt sind davon betroffen. Denn die Herstellung von vielen Produkten ist global organisiert. Immer weniger davon, was wir in Deutschland konsumieren, wird in Deutschland produziert. Wir importieren immer mehr, und gleichzeitig exportiert Deutschland immer mehr Waren ins Ausland.
Unser Konsumverhalten wirkt sich zum Beispiel auf den Ausstoß von Treibhausgasen aus. Die jährlichen Emissionen pro Kopf liegen in Deutschland bei 11,61 Tonnen CO2-Äquivalenten. Damit sind sie fast doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt.
Die Ernährung hat daran einen Anteil von 15 Prozent, fast 40 Prozent entfallen auf den so genannten "sonstigen Konsum", wozu zum Beispiel Kleidung und Haushaltsgeräte zählen, aber auch Freizeitaktivitäten.
Weitere Umweltwirkungen kommen hinzu. So werden für den Konsum Flächen benötigt, zum Beispiel für den Anbau von Lebensmitteln und Futtermitteln, aber auch für die Holzgewinnung. Der größte Teil dieser Flächen liegt im Ausland.
Für die Herstellung von Konsumgütern wird auch viel Wasser verwendet, zum Beispiel für Lebensmittel und Textilien. Während jede Person pro Tag durchschnittlich 123 Liter Trinkwasser nutzt, kommen weitere 3.900 Liter pro Tag für Konsumgüter hinzu (Stand 2016). Dieses indirekt genutzte Wasser wird als virtuelles Wasser bezeichnet.
3. Gegenläufige Entwicklung
Seit dem Jahr 2000 sind die Treibhausgasemissionen aus dem Konsum privater Haushalte insgesamt gesunken. Der Marktanteil von umweltfreundlichen Produkten ist deutlich gestiegen. Während er 2012 noch bei 3,6 Prozent lag, waren es 2017 bereits 8,3 Prozent.
Doch es gibt auch gegenläufige Effekte. So sind zum Beispiel energieeffiziente Produkte insgesamt zunehmend verbreitet. Doch die Verbesserungen werden teilweise dadurch verringert, dass mehr konsumiert wird. "Rebound-Effekt" wird dieses Phänomen genannt. Smartphones zum Beispiel sind immer stärker verbreitet. Und es gibt Unterschiede bei den Produkten. Bei Fernsehgeräten ist der Anteil von besonders energieeffizienten Geräten mehrere Jahre lang wieder gesunken.
Insgesamt haben immer mehr Haushalte immer mehr Güter. Die Zahl der Ein- und Zwei-Personen-Haushalte steigt, und ebenso steigt der Ausstattungsgrad der Haushalte.
Die Konsumausgaben der Haushalte in Deutschland stiegen allein von 2014 bis 2019 um 14 Prozent. Dabei geben Haushalte mit höherem Einkommen mehr für Konsum aus. Damit geht ein höherer Energieverbrauch einher, und es werden mehr Umweltressourcen in Anspruch genommen.
Besonders stark ist der Zuwachs bei Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Hier sind in den vergangenen Jahrzehnten eine Reihe von neuen Produkten auf den Markt gekommen, die sich schnell verbreitet haben. Dazu zählen zum Beispiel Mobiltelefone, Flachbildfernseher, Laptops und Spielekonsolen.
4. Wie hängen Konsum, Umwelt und Klima zusammen?
Der private Konsum wirkt sich überwiegend indirekt auf die Umwelt aus. Das bedeutet, dass die Auswirkungen bei der Herstellung und dem Transport der Güter verursacht werden, nicht bei der eigentlichen Nutzung. Man spricht auch vom sogenannten Energiegehalt oder CO2-Gehalt der Konsumgüter. Dazu zählt auch die Energie, die im Ausland für die nach Deutschland importierten Güter eingesetzt wird.
Um die Auswirkungen des Konsums bestimmter Produkte im Detail zu beurteilen, muss deren gesamter Lebenszyklus betrachtet werden. Dazu gehören die Gewinnung von Rohstoffen, die Produktion, der Vertrieb, die Nutzung in den privaten Haushalten sowie Entsorgung und Verwertung.
Negative Auswirkungen des Konsums sind vielfältig, verteilen sich über die gesamte Lieferkette von Produkten und fallen in verschiedenen Regionen an, wie die folgenden Beispiele zeigen:
- Textilien: Für den Anbau von konventioneller Baumwolle werden große Mengen Wasser zur Bewässerung benötigt. Der Aralsee in Kasachstan und Usbekistan ist durch den Wasserbedarf von Baumwollplantagen auf die Hälfte seiner ursprünglichen Größe geschrumpft. Bei der Herstellung von Textilien sind auch die Arbeitsbedingungen in bestimmten Ländern oft sehr schlecht. In Bangladesch zum Beispiel sind Löhne oft extrem niedrig, und die Sicherheit in den Fabriken ist mangelhaft.
- Palmöl: Für den Anbau von Ölpalmen, die ausschließlich in tropischem Klima wachsen, werden tropische Regenwälder abgeholzt, auch Brandrodung kommt häufig vor. Die Zerstörung der Wälder bedroht viele Arten, darunter Orang-Utans. Auf den Palmölplantagen sind oft die Arbeitsbedingungen schlecht. Palmöl ist unter anderem in vielen Lebensmitteln und Kosmetika enthalten.
- IKT-Produkte: Smartphones zum Beispiel enthalten neben Schadstoffen auch Edel- und Sondermetalle. Der Abbau der Rohstoffe ist mit beträchtlichen Umweltbelastungen verbunden. Manche werden auch unter gefährlichen und menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen, zum Beispiel in der DR Kongo.
- Lebensmittel aus intensiver Landwirtschaft: Etwa die Hälfte der Fläche in Deutschland wird für Landwirtschaft genutzt. Mit der intensiven Flächennutzung sind unter anderem Auswirkungen auf Böden, Wasser, die biologische Vielfalt und das Klima verbunden. Die intensive Düngung belastet das Grundwasser und führt zu einer Überversorgung von Flüssen und Seen mit Nährstoffen. Eintönige Agrarlandschaften und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln tragen zum Verlust der Biodiversität bei.
5. Nachhaltiger Konsum und Gesellschaftlicher Wandel
Es gibt vielfältige Bemühungen verschiedenster Akteure, um gegen die schädlichen Folgen des Konsums vorzugehen und nachhaltigen Konsum zu fördern. So machen Umweltschutzorganisationen immer wieder mit Kampagnen auf problematische Aspekte aufmerksam.
Auch die Bundesregierung will nachhaltigen Konsum fördern. Im Jahr 2016 hat die damalige Bundesregierung das Nationale Programm für nachhaltigen Konsum geschaffen, das seitdem fortgeführt wird.
Nachhaltiger Konsum ist demnach ein zentrales Handlungsfeld für nachhaltige Entwicklung. Er soll einen Beitrag dazu leisten, unseren Lebensstil mit einer dauerhaft tragfähigen ökologischen und ökonomischen Entwicklung in Einklang zu bringen:
"Nachhaltiger Konsum heißt, so zu konsumieren, dass die Bedürfnisbefriedigung heutiger und zukünftiger Generationen unter Beachtung der Belastbarkeitsgrenzen der Erde nicht gefährdet wird."
Nachhaltiger Konsum wird als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden. Verantwortlich sind alle: Politik und Verwaltung, Handel, Industrie sowie jede und jeder Einzelne.
Angebot und Nachfrage bedingen sich in der Regel gegenseitig. Daher zielt die Politik einerseits darauf, mit vielen Regelungen das Angebot nachhaltiger zu gestalten. Andererseits ist auch die Mitwirkung der Verbraucherinnen und Verbraucher notwendig. Auch dies will die Politik fördern.
Das Programm nennt eine Reihe von Handlungsansätzen, die auf die Verbraucherinnen und Verbraucher zielen. Dazu gehören unter anderem:
- Bildung: Vermittlung von Wissen über ökologische, ökonomische und soziale Wirkungen des Konsumverhaltens
- Verbraucherinformation: Praxisnahe Informationen, damit nachhaltiger Konsum nachvollziehbarer wird
- Produktlabels: Weiterentwicklung der Kennzeichnung von Produkten mit vertrauenswürdigen Labels